Die Allodynie bezeichnet ein Schmerzphänomen, bei dem Reize als schmerzhaft empfunden werden, die unter normalen Umständen keine Schmerzen auslösen würden. Typische Beispiele sind leichtes Berühren der Haut, das Streifen der Kleidung oder milde Temperaturreize. Der Schmerz entsteht dabei nicht aufgrund einer Gewebeschädigung, sondern durch eine Fehlverarbeitung sensorischer Signale im Nervensystem.
Pathophysiologisch liegt der Allodynie eine Sensibilisierung des Nervensystems zugrunde – entweder peripher in den Nozizeptoren oder zentral im Rückenmark und Gehirn. Dadurch werden harmlose somatosensorische Reize fälschlich in den neuronalen Schmerzkreislauf integriert. Besonders relevant ist die zentrale Sensibilisierung, bei der Interneurone im Hinterhorn des Rückenmarks eine übersteigerte Reizantwort erzeugen und bereits niedrige Stimulationsschwellen als Schmerz melden.
Allodynien treten häufig im Rahmen neuropathischer Schmerzen auf, unter anderem bei Polyneuropathien, Post-Zoster-Neuralgien, Migräne, CRPS, Fibromyalgie und Verletzungen peripherer Nerven.
Auch entzündliche Prozesse und lange bestehende Schmerzsyndrome können eine Sensibilisierung begünstigen.
Klinisch wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden:
Taktile Allodynie
Schmerz bei reiner Berührung ohne Bewegung des Reizes (z. B. leichtes Tippen auf die Haut oder punktueller Druck der Kleidung).
Mechanische Allodynie
Schmerz durch bewegte mechanische Reize, etwa wenn Kleidung über die Haut streift oder ein Wattebausch über die Haut gezogen wird.
Thermale Allodynie
Schmerz durch milde Wärme- oder Kältereize, die normalerweise nicht schmerzhaft sind.
💡 Wortherkunft
Der Begriff stammt vom griechischen állos (anders) und dem griechischen odýnē (Schmerz) – wörtlich: „andersartiger Schmerz“.
Quellen
Pschyrembel Online. Artikel „Allodynie“. In: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Berlin: De Gruyter; Zugriff am 16.11.2025. URL: https://www.pschyrembel.de/Allodynie/Z026K
