Erythrozyten, auch rote Blutkörperchen genannt, sind die häufigsten Zellen im Blut. Ihre Hauptaufgabe ist der Transport von Sauerstoff aus der Lunge zu den Körperzellen und der Abtransport von Kohlendioxid zurück zur Lunge. Dies geschieht mithilfe des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der in den Erythrozyten enthalten ist.
Die Produktion von Erythrozyten erfolgt im roten Knochenmark (vor allem in den kurzen, unregelmäßigen und platten Knochen) und wird vom Hormon Erythropoetin (EPO) gesteuert. Erythropoetin wird hauptsächlich in den Nieren produziert und fördert die Bildung neuer Erythrozyten, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt.
Ein normaler Erythrozyten-Wert ist entscheidend für eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Körpers. Abweichungen von diesem Wert können Hinweise auf verschiedene Erkrankungen oder Mangelzustände geben.
Referenzbereiche für Erythrozyten
| Normwert¹ |
Männer | 4,8-5,9 Mio/μl (4,8-5,9 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter Blut) |
Frauen | 4,3-5,2 Mio/μl (4,3-5,2 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter Blut) |
Abweichungen vom Normwert
Erhöhter Erythrozyten-Wert
Ein zu hoher Erythrozyten-Wert wird als Polyglobulie bezeichnet.
Eine Erhöhung der Erythyrozyten kann die folgenden Ursachen haben:
Sauerstoffmangel
Chronische Lungenerkrankungen
Erkrankungen wie COPD, Lungenemphysem oder Asthma verringern die Sauerstoffaufnahme. Der Körper reagiert mit vermehrter Erythrozytenbildung, um den Sauerstoffmangel auszugleichen.Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wenn das Herz das Blut nicht effizient genug pumpt, kann weniger Sauerstoff im Körper ankommen. Der Körper reagiert darauf, indem er mehr Erythrozyten produziert, um den Sauerstofftransport zu verbessern.Höhenaufenthalt
In großen Höhen ist der Sauerstoffgehalt der Luft niedriger, weshalb der Körper mit einer verstärkten Bildung von Erythrozyten reagiert.Rauchen
Kohlenmonoxid aus dem Zigarettenrauch bindet an das Hämoglobin und vermindert so die Sauerstofftransportkapazität.Schlafapnoe
Nächtliche Atemaussetzer können zu einem Sauerstoffmangel im Blut führen.
Flüssigkeitsmangel (Dehydration)
Wenn dem Körper Flüssigkeit fehlt, "verdickt" sich das Blut, wodurch der Anteil der Erythrozyten pro Volumeneinheit Blut scheinbar ansteigt.Erkrankungen des Knochenmarks
Bei der seltenen Krankheit Polycythaemia vera produziert das Knochenmark unkontrolliert zu viele Erythrozyten, unabhängig vom Sauerstoffbedarf.
Erniedrigter Erythrozyten-Wert
Ein zu niedriger Erythrozyten-Wert wird als Anämie (Blutarmut) bezeichnet.
Eine Erniedrigung der Erythyrozyten kann die folgenden Ursachen haben:
Mangel an Baustoffen für die Blutbildung
Eisenmangel
Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, der den Sauerstoff in den roten Blutkörperchen bindet und transportiert. Fehlt dem Körper Eisen, kann nicht genügend Hämoglobin gebildet werden, und die Erythrozyten bleiben klein (mikrozytär) und blass (hypochrom). Das zeigt sich in den Blutwerten zusätzlich als erniedrigtes MCV (kleinere Zellgröße) und erniedrigtes MCH (weniger Hämoglobingehalt pro Zelle). Diese Form der Blutarmut wird als mikrozytäre, hypochrome Anämie bezeichnet.Vitamin-B12- oder Folsäuremangel
Diese Vitamine sind wichtig, damit im Knochenmark neue, gesunde rote Blutkörperchen gebildet werden können. Fehlen Vitamin B12 oder Folsäure, entstehen ungewöhnlich große rote Blutkörperchen (makrozytär), die auch noch mehr Blutfarbstoff enthalten (hyperchrom). Das zeigt sich in Blutwerten zusätzlich als erhöhtes MCV (zeigt die Zellgröße) und erhöhtes MCH (zeigt den Hämoglobingehalt pro Zelle). Diese Form der Blutarmut wird als makrozytäre, hyperchrome Anämie bezeichnet.
Chronische Erkrankungen
Nierenerkrankungen
Die Nieren produzieren das Hormon Erythropoetin, das die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion (z. B. bei chronischer Niereninsuffizienz) wird weniger Erythropoetin ausgeschüttet. Dadurch entstehen weniger Erythrozyten. Diese Form der Blutarmut wird als renalen Anämie bezeichnet.Chronische Entzündungen
Bei langanhaltenden Entzündungen (z. B. durch rheumatische Erkrankungen, chronische Infektionen oder Tumorerkrankungen) kann die Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark gehemmt sein.
Blutverlust
Akute oder chronische Blutungen (z. B. bei Magen-Darm-Erkrankungen, starken Menstruationsblutungen oder Verletzungen) führen zum Verlust von Erythrozyten.Hämolytische Anämien
Erythrozyten werden vorzeitig abgebaut, z. B. durch Autoimmunerkrankungen, Infektionen oder Medikamente.Infektionen
Bestimmte Infektionen, wie zum Beispiel Malaria, greifen die Erythrozyten direkt an und zerstören sie oder stören die Bildung neuer roter Blutkörperchen.Erkrankungen des Knochenmarks
Aplastische Anämie
Das Knochenmark produziert keine neuen Blutzellen mehr, was zu Blutarmut führt.Myelodysplastische Syndrome (MDS)
Das Knochenmark bildet unreife oder funktionslose Erythrozyten, die frühzeitig wieder abgebaut werden.
Quellen
Pschyrembel Online. Artikel „Erythrozyten“. In: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Berlin: De Gruyter; Zugriff am 05.08.2025. URL: https://www.pschyrembel.de/Erythrozyten/K078R
